Schauen wir uns die Frühstückstische in unserem Land so an, dann kommt bei den meisten Familien mit Kindern regelmäßig Milch auf den Tisch. Vor allem Kinder lieben sie in Form von Kakao, aber auch über Cornflakes und dergleichen ist sie sehr beliebt! Die meisten Eltern heißen das wahrscheinlich gut – denn Milch ist ja, wenn man der Werbung Glauben schenkt, ein hochwertiges Lebensmittel. Außerdem soll sie ja so toll für das Wachstum sein… ;-)
Das ist sie auch tatsächlich! Vor allem für Kälber! Ein gesundes Kalb verdoppelt sein Körpergewicht in den ersten 45 Tage seines Lebens. Genau dafür sind auch das Kalzium, das viele Eiweiß und die Phosphate in der Kuhmilch gedacht. Ein menschlicher Säugling benötigt dafür in etwas 6 – 8 Monate. Deshalb enthält Muttermilch auch um ein Vielfaches weniger der oben genannten Nährstoffe, dafür aber doppelt so viel Milchzucker! Der Milchzucker dient nämlich der Gehirnentwicklung, was total logisch ist, wenn man sich ansieht was ein Neugeborenes im ersten Lebensjahr so alles lernen muss. Die Natur weiß eben ganz genau was sie tut! ;-) Es gibt sogar Studien, die belegen sollen, dass Kinder die nie gestillt wurden und stattdessen ein Kuhmilchpräparat erhielten, einen geringeren IQ aufweisen sollen. Bitte nicht falsch verstehen! Ich will damit keiner Mutter, die aus welchem Grund auch immer ihr Kind nicht gestillt hat, ein schlechtes Gewissen machen! Ich persönlich frage mich ohnehin, was ein IQ genau aussagen soll?! Bei der Pisa Studie ist China stets an erster Stelle und genau dort nehmen kontinuierlich die Selbstmorde unter Schülern zu… allerdings haben sie dort auch bis vor einigen Jahren noch kaum Milch getrunken, da dies in der traditionellen chinesischen Ernährungsweise einfach nicht üblich ist. Es ist auch ehrlich gesagt in Wirklichkeit nicht unbedingt notwendig!
Keine Sorge... ich will hier keinem die Milch komplett madig machen! Forschungen zufolge wird Milch vom Menschen seit über 6000 v. Chr. konsumiert. Damals vermutlich primär in Zeiten, als die Tiere sie im Überfluss zur Verfügung hatten und da wurde sie meist in verarbeiteter fermentierte Form konsumiert, da sie so haltbarer und auch besser verträglich war, als die pure Rohmilch. Die meiste Milch, die wir heute im Supermarkt kaufen können hat allerdings mit dem ursprünglichen Ausgangsprodukt nicht mehr viel zu tun und ist alles andere als gesund! Sie ist homogenisiert und dadurch so hoch verarbeitet, dass sie unser Körper kaum mehr vernünftig verstoffwechseln kann! Homogenisiert wird die Milch deshalb, damit sich wie sonst üblich, oben kein Fettrand absetzt und vermutlich auch damit sie länger haltbar ist. Grob erklärt werden hier durch einen speziellen Prozess die Fettpartikel so klein zerschlagen, dass das Enzym, welches wir zur Verdauung des Milcheiweißes benötigen, von diesen umschlossen wird und unsere Verdauungssäfte darauf nicht mehr zurückgreifen können. Außerdem gab es in der Vergangenheit auch Untersuchungen, die belegten, dass diese mikrofeinen Fettpartikelchen samt der Kaseinmoleküle die Darmwand passieren und so ungehindert ins Blut gelangen können. Kasein ist ein Eiweißmolekül, welches bei vielen Menschen zu allergischen Reaktionen führt. Und das dürfte eben vor allem an der Hochverarbeitung der Milch liegen, da es ohne diesen Schritt nämlich gar nicht so einfach den Blutkreislauf erreichen würde. Es gibt nämlich viele Menschen, die auf die industrialisierte Milch allergisch reagieren, jedoch die naturbelassene Version ohne Probleme oder zumindest besser vertragen.
Auch das Futter welches die Kühe fressen wirkt sich auf die Nährstoffe aus. So weiß man mittlerweile, dass die Milch von Kühen, welche hauptsächlich auf der Weide gehalten werden und mit Heu gefüttert werden für den Menschen gut verwertbares und absolut notwendiges Omega 3 (Eine Fettsäure, die aufgrund der profitorientierten Massentierhaltung kaum mehr in heimischen Tierprodukten enthalten ist und bei vielen Menschen zu Mangelsymptomen führt!) enthält. Dasselbe konnte im Übrigen auch bei Eiern aus artgerechter Weidehaltung festgestellt werden! Also… je besser die Tierhaltung und das Futter der Tiere, desto besser tut uns auch am Ende das Lebensmittel! Es ist – wieder einmal – ein Kreislauf, wo eines ins andere greift! Die intensive Nutztierhaltung tut dem Tier, der Umwelt und letztendlich uns selber auch nicht gut, wie wir wieder einmal sehen.
DESHALB… bei Milchprodukten auf folgendes achten:
Finger weg von „Länger frisch“-, „Haltbar“-, „homogenisierten“ oder „ultrahocherhitzten“ Produkten – auch wenn „Bio“ draufsteht!
Wenn Milch, dann am besten vom Bauern des Vertrauens aus artgerechter, respektvoller Tierhaltung und verantwortungsvoller Fütterung. Ob als Rohmilch, pasteurisiert oder abgekocht bleibt jedem selbst überlassen. (Die Rohkostverfechter würden hier vermutlich ganz klar für Rohmilch plädieren.) Wichtig ist jedoch, dass sie NICHT HOMOGENISIERT ist!!! Wenn sie das ist, muss das normalerweise draufstehen – auch im Supermarkt! Wenn sie nur pasteurisiert ist, steht das meistens auch drauf!
Eine hochwertige Milch erkennt man daran, dass sich der Rahm oben absetzt! Wenn das nervt – vor Gebrauch einfach schütteln! ;-)
Fermentierte Milchprodukte (Joghurt, Topfen, Frischkäse,…) sind aufgrund der darin enthaltenen Probiotika oft besser verdaulich, als die pure Milch.
Schlagobers bzw. Sahne und Butter enthalten kaum Milcheiweiß und sind in moderaten Mengen daher auch besser verträglich – meist auch von Menschen mit Kaseinunverträglichkeit.
Dass man von gezuckerten fertigen Milchzubereitungen (Fruchtjoghurts, Puddings, Kakao etc.) aller Art die Finger lassen sollte, sollte ohnehin klar sein! Das gilt im Übrigen auch für pflanzliche Alternativprodukte!
Und natürlich… nicht täglich literweise Milch trinken! Nach TCM wirkt Milch übrigens stark befeuchtend, weshalb sie vor allem von Menschen mit Nässe- und Schleimproblematiken mit Vorsicht oder am besten gar nicht pur genossen werden sollte. Auch hier sieht man wieder – auch das ist schlussendlich eine Konstitutionssache. Es gibt natürlich auch die Typen, denen das absolut gar nichts ausmacht.
So und jetzt erzähle ich euch noch wie ich es persönlich mit den Milchprodukten halte…
Kuhmilch habe ich so gut wie nie daheim, weil ich sie pur erstens selber nicht in großen Mengen vertrage und sie auch sonst keiner bei uns trinkt. Ich muss dazu sagen, dass unsere Kinder es auch nicht gewohnt sind, da wir, wenn wir Milch verwenden, auf ungezuckerte Pflanzenmilch (Hafer, Reis oder Mandel) zurückgreifen. Um ehrlich zu sein – die ist (wie sehr viele vegane Alternativen) auch hochverarbeitet. Allerdings bestehen diese zu 95 % aus Wasser und haben eine komplett andere Zusammensetzung, womit sie dem Körper zumindest nicht schaden (Sofern man bei der Auswahl kritisch ist!!). Besser und hochwertiger wäre es natürlich auch die Milchalternativen selber herzustellen! Das habe ich auch eine Zeit lang gemacht – allerdings halten diese nicht sehr lange im Kühlschrank und zeitmäßig ist es aktuell auch nicht drinnen. Würde ich täglich 1 l Pflanzenmilch verbrauchen, würde ich die bestimmt selber machen. Allerding kommen wir mit 1 – 1,5 l Milch eine ganze Woche lang aus! Somit ist dieses Thema für uns persönlich aktuell sehr vernachlässigbar.
Butter habe ich auch immer daheim. Dafür gibt es einfach keinen brauchbaren veganen Ersatz, der nicht aus raffinierten minderwertigen Fetten ist! Und für mich steht einfach der gesundheitliche Faktor ganz klar im Vordergrund!
Käse habe ich auch meistens etwas daheim, da ihn vor allem mein Mann und unser Sohn gerne essen. Interessanterweise vertragen gerade die beiden das sehr gut, was auch an ihrer Konstitution liegt, die sie gemeinsam haben. Allerdings essen sie ihn nicht täglich und wenn, dann auch nicht in Unmengen. In der Küche verwende ich ihn ab und zu mal – allerdings auch sehr gering dosiert. Gratins und Pizza schmecken nicht schlechter, wenn um die Hälfte weniger Käse drauf ist – als gewohnt. Sie lassen sich allerdings sehr viel leichter verdauen! ;-) Bei veganem Käse verhält es sich genauso wie bei der Margarine, nur von den Inhaltsstoffen her vielleicht noch einen Tick schlimmer, weshalb auch dieser für uns absolut keine Option ist!
Joghurt, Topfen, Schlagobers und Sauerrahm verwende ich in der Küche auch, allerdings eher selten. Deshalb kaufe ich sie auch nur bei Bedarf bzw. das Joghurt auch gerne in Form einer pflanzlichen Alternative wenn ich diese ohne Zucker und Zusatzstoffe bekomme und es zum Gericht passt. Anstelle von Obers verwende ich meistens weißes Mandelmus zum Kochen. Wenn ich allerdings eine Creme zum Aufschlagen habe, dann komme ich um das Schlagobers nicht herum, denn auch die vegane Alternative dazu ist voller raffinierter Fette und dubiosen Zusatzstoffen.
Im Großen und Ganzen halte ich es mit den Milchprodukten so: „So viel wie notwendig und so wenig wie möglich!“ Klar ist es in Wahrheit gar nicht notwendig - wenn einem der ethische Aspekt wichtiger ist und man kulinarisch keine Ansprüche von luftigen Oberstorten, Buttercremen etc. hat! Bei mir hat da allerdings mein Handwerk auf diesem Gebiet auch noch ein Wörtchen mitzureden. Man kann vegan echt viel machen und das tue ich auch mit Freude - soweit es geht! Aber wenn man sich in einem ernährungstechnisch natürlichen hochwertigen Rahmen bewegen will (was mit aufschlagbarer Sojasahne und Margarine definitiv nicht möglich ist, wenn man einmal die Inhaltsstoffe und deren Auswirkungen studiert hat), dann kommt man spätestens bei einer Butter- bzw. Oberscreme, die man ersetzen will, an eine technische (aber auch geschmackliche…) Grenze. Und da mache ich bei meiner persönlichen Art zu Kochen und Backen keine Kompromisse! Den einzigen Kompromiss mache ich einzig und allein bei meiner Arbeit in der Vegetarìa mit der Margarine, da es den meisten Kunden tatsächlich egal ist, wenn sie in den Mehlspeisen enthalten ist. Aber auch in diesen Rezepturen habe ich die darin enthaltene Menge mittlerweile auf ein Minimum reduziert. Mal schauen, ob es mir irgendwann gelingt ein brauchbares Ergebnis ganz ohne das Zeug zu liefern… ;-)
Achtsamkeit und Respekt sind für mich bei jeder Art von LEBENSmittel wichtig, aber bei jenen aus tierischer Herkunft noch einmal mehr! Deshalb setze ich sie auch nur mit Maß und Ziel ein. In früheren Zeiten war auch nicht immer alles zu jeder Zeit verfügbar! Wir sind durch unseren Wohlstand einfach verwöhnt! Wenn man mit alten Bäuerinnen redet - die haben früher als Kinder oft nur am Wochenende Fleisch gegessen oder wenn sie körperlich gearbeitet haben. Auch Kuchen und Torten gab es nicht täglich, sondern nur zu besonderen Anlässen. Diesen Überfluss heute, den haben wir noch nicht so lange. Vielleicht sollten wir uns deshalb in gewissen Dingen zwei, drei Generationen zurückorientieren um eine lebenswerte Zukunft im Ernährungssektor zu schaffen! Essen aus dem 3-D-Drucker oder aus Laboren ist für mich nämlich definitiv keine Lösung! Schon gar nicht, wenn wir die nächsten Generationen geistig und körperlich gesund erhalten wollen! ;-)
Zum Schluss hoffe ich, dass sich jetzt niemand persönlich angegriffen fühlt! Ich verstehe es voll und ganz, wenn man sich aus ethischen Gründen für eine vegane Lebensweise entschieden hat! Wir essen daheim selber zu ca. 85 % pflanzlich und ich bin auch der Meinung, dass die Massentierhaltung einfach verboten werden müsste! Aber ich verstehe auch die ablehnende Haltung vieler Menschen gegenüber dem Veganismus, da dieser vor allem in den Medien oft sehr radikal und extrem nach Außen transportiert wird. Das führt bei vielen Menschen dazu, dass sie die Scheuklappen gleich ganz zumachen und sich gar nicht dafür öffnen, was sehr schade ist.
Wenn wir einfach wieder vermehrt mit einer bewussteren Einstellung und etwas Hausverstand an unsere Ernährung oder vielleicht sogar an unser Leben herangehen, dann würden wir uns sämtliche Debatten und Verurteilungen zum gerade medial so polarisierenden Thema „Veganismus & Klimakrise“ sparen! Diese Diskussionen führen für mich zu nichts, außer dass sich die Gesellschaft noch mehr spaltet und immer weiter neue Extreme geschaffen werden. Davon halte ich absolut nichts und damit erreicht man meiner Meinung auch nichts! Ich bin immer für ein „Sowohl-als-auch“ und nicht für ein „Entweder-oder“! Es geht um die Balance – also wieder einmal mehr um das Prinzip von Yin und Yang! :-) Wenn wir bei unserer Ernährung nämlich in erster Linie auf unsere Gesundheit achten, erledigen sich die Empfehlungen der Umweltschützer mit der Zeit von ganz alleine. Und somit hätten wir wieder einmal mehr den Effekt, den wir in der Natur so oft beobachten können - wie im Kleinen so im Großen! Das Leben auf der Erde ist für mich manchmal wie ein Uhrwerk. Alles greift irgendwie immer ineinander und jeder von uns ist wie ein Rädchen. Je mehr Rädchen sich bewegen, desto mehr tut sich! Auch wenn es für den Anfang vielleicht nur kleine Bewegungen sind! ;-)
PS: Falls jemanden die Zusammenhänge der diversen Zivilisationskrankheiten mit der Milch und wie man diese mit einer pflanzenbetonten Ernährung in den Griff bekommen kann interessieren, kann ich den Film "Gabel statt Skalpell" sehr empfehlen! ;-)